[09.03.-11.03.2006] Feuerland – klingt nicht allein der Name schon nach Abenteuer? Hat mich nicht vielleicht auch dieser Name mehr hierher gelockt als das bisschen, was ich darüber wusste? In dem Lied von Keimzeit heißt es „Wir müssen aus Feuerland zurück, …“. Ein wenig kann ich diesen Satz, der natürlich in einem anderen Kontext stand, nachvollziehen. Denn, wie es oft mit abgelegenen Orten ist, man kommt schwer hin und noch schwieriger zurück.
Aber zurück zum Anfang: Von El Calafate aus bin ich sehr früh am Morgen nach Rio Gallegos gefahren und habe auch problemlos den Anschlussbus nach Ushuaia bekommen. Dann bin ich ebenso problemlos nach Chile eingereist. Ein Blick auf die politische Weltkarte verrät es: Der Südzipfel vom Südamerikanischen Festland wie auch die westliche Hälfte Feuerlands (einer Insel wohlgemerkt) gehört zu Chile. Nach der Überfahrt über die Magellanstraße auf die Insel war demnach ein erneuter Grenzübertritt nötig, um nach Ushuaia zu gelangen. An der Grenze habe ich eine Gruppe gut betuchter älterer deutscher Touristen getroffen, heute würde man Best Ager sagen, die auf Pauschalreise in Patagonien unterwegs waren. Das bisschen small talk auf deutsch war ganz nett.
In Ushuaia angekommen habe ich die Antarctica Hostel bezogen – ein Traum von einer Jugendherberge: nette Leute, Spiele und Bücher und ein wirklich gutes Frühstücksbuffet mit frischen rohen Eiern, die man nach Belieben verarbeiten konnte.
Ushuaia selbst ist eine eher unscheinbare Kleinstadt, die wohl mehr oder weniger gut vom Kreuzfahrttourismus lebt. Aber jetzt zum Saisonende war es recht ruhig.
Mein Vorhaben, mir mein Busticket nach Punta Arenas frühestmöglich zu sichern, ist damit geendet, dass sich mein geplanter Aufenthalt von vier Tagen unfreiwillig auf sechs Tage verlängert hat. Der Bus fährt nämlich nicht täglich und ein früherer Bus war bereits ausgebucht. Leider konnte ich meine Hostel-Reservierung nicht gleichermaßen verlängern, sodass mir noch ein Unterkunftswechsel bevorsteht.
Da stellt sich doch die Frage: Was macht man am Ende der Welt?
Das Supersparangebot zu einer Antarktis-Kreuzfahrt, der letzten Ausfahrt in der Saison, musste ich aus Rücksicht auf mein Geld- und Zeitbudget leider ausschlagen. Stattdessen habe ich einen Ausflug in den Nationalpark unternommen. Auf Feuerland verlaufen die Anden nicht mehr in Nord-Süd- sondern in Ost-West-Richtung, was sowohl Auswirkungen auf das Klima wie auch die Vegetation hat. Im Gegensatz zur Steppe entlang der Ruta 40 gibt es hier richtige Wälder, schneebedeckte Berge, Küste mit Strand. Meine Wanderung im Nationalpark hat mir sehr gut gefallen und angesichts des sehr guten Wetters habe ich mich ein wenig geärgert, dass ich nicht mein Zelt eingepackt hatte und länger im Park eingeplant hatte. Aber so kommt das, wenn man nicht genau weiß, was einen erwartet.
Ich wusste auch nicht, was mich bei einem argentinischen Friseur erwartet, aber da mir meine langen Haare zu umständlich geworden waren, habe ich einen Besuch riskiert. Ein gemeinsames Durchblättern von Frisur-Magazinen, spanisch-englisches Kauderwelsch und nicht zuletzt Zeichensprache führten schließlich zu einem sehr, sehr schickem Kurzhaarschnitt (und ich Trottel habe kein Foto gemacht).
Um noch einmal auf die Frage zurückzukommen, was man am Ende der Welt macht: Man sortiert sich neu, wäscht seine Wäsche, kommt zur Ruhe.