Da war er, dieser eine Moment, in dem sich Steffen, mein frisch angetrauter Ehemann, entspannt in den Sessel zurücklehnte und seufzte: „Jetzt fühlt es sich wie eine Hochzeitsreise an.“ Er genoss sichtlich die Ruhe und den Komfort an Bord der King Seaways, die uns von Ijmuiden (Amsterdam) nach Newcastle brachte. Kein Wunder, waren wir die letzten beiden Tage schon durch die halben Niederlanden gefahren. Jetzt wurden wir gefahren und brauchten uns nur zurücklehnen und ausruhen.
Aber zurück auf Anfang:
Ich hatte schon länger überlegt, ob ich wohl der Typ für eine Schiffsreise wäre – wohlwissend, dass ich leicht seekrank werde. Im Oktober letzten Jahres traf ich dann auf der Travel Blogger Exchange (TBEX), einer Konferenz für Reiseblogger, in Dublin das Team von DFDS Seaways. Wir sind leicht ins Gespräch gekommen und ziemlich schnell stand fest, dass Newcastle ein schönes Ziel für eine erste Schiffsfahrt wäre. Ich war zuvor noch nie in England (Nein, sechs Stunden Aufenthalt am Flughafen London-Heathrow zählen nicht) und der Abfahrtshafen Ijmuiden ist von Bremen aus schnell und einfach zu erreichen. Und so wurde aus einer Idee der konkrete Plan: zwei Tage Kurztrip durch die Niederlande, dann mit dem Schiff nach Newcastle übersetzen, Nordengland in zwei Tagen erkunden und zurück aufs Festland. Guter Plan, oder?
Ankommen auf dem Schiff
Der Morgen der Abfahrt begann für uns in Egmond mit heftigen Regengüssen. Daher ließen wir den Tag ganz gemütlich angehen und machten uns über Haarlem, wo wir nur zu Mittag gegessen haben, auf dem Weg zum Hafen von Ijmuiden. Das Fährterminal war sehr gut ausgeschildert – einfach den Wegweisern nach Newcastle folgen – und so standen wir schon bald hinter dem Check In in der Schlange der Fahrzeuge, die darauf warteten an Bord zu dürfen. Zuerst fuhren aber die LKWs an Bord – und ein kleines Grüppchen Radfahrer, der die Kälte aufgrund der widrigen Witterungsbedingungen ins Gesicht geschrieben stand. Wir warteten über eine Stunde im Hafen und dann ging alles ganz schnell: aufs Schiff gerollt, leicht orientiert und schon standen wir in unserer Kabine.
Upgrade in die 1. Klasse
Nachdem wir nur einen kurzen Blick in unsere Kabine geworfen haben, hieß es für uns, das Schiff erkunden. Der Weg von Deck 6 zum Sonnendeck war ganz schön weit. Aber irgendwann standen wir in der frischen Brise. Über dem Meer tobte noch immer ein heftiger Sturm und ich griff vorsichtshalber zu einer weiteren Tablette gegen Seekrankheit, die übrigens sehr gut geholfen hat.
Während wir uns so langsam an Bord akklimatisierten, schallte es fast schon penetrant durch die Lautsprecher, dass noch Commodore Suiten für ein Upgrade verfügbar seien. Von dem Blogbeitrag von Janett wusste ich, dass das die 1. Klasse ist, die sich ganz oben und ganz vorne im Schiff befindet. Meine Erfahrungen mit Seekrankheit sagten mir, dass es weiter unten und mittig im Schiff ruhiger und leichter erträglich sei. Aber Steffen wollte sich wenigstens einmal erkundigen, was das Upgrade kosten würde. Also, auf zum Guest Information Desk auf Deck 7, dem zentralen Anlaufpunkt für alle Fragen und Nöte. Dort erfuhren wir, dass das Upgrade 65 € kosten würde und welche Vorteile wir davon hätten: Lounge mit Snacks und Getränken, WLAN, große ruhige Kabinen. Wegen meiner Seekrankheit war ich skeptisch, ob so ein Upgrade eine gute Idee sei, aber dem bittenden Blick meines Mannes konnte ich nicht widerstehen. „Aber du holst das Gepäck nach oben“, war die einzige Bedingung, die ich noch stellen konnte und schon waren wir auf Deck 10 in unserem kleinen Reich.
Die Commodore Deluxe Suite
Die Commodore Deluxe Suiten waren nur über einen separaten Zugang mit der neu ausgestellten Bordkarte begehbar. So blieben alle übrigen Passagiere außen vor. Ich war ehrlich gesagt ganz froh, dass wir so den Schulklassen aus dem Weg gehen konnten, die lärmend eine Schnitzeljagd über das Schiff veranstalteten. Ich war schließlich auf Hochzeitsreise, ein wenig mehr Ruhe durfte da schon sein 🙂 Unsere Kabine selbst konnte mit jedem größerem Doppelzimmer in einem 4-Sterne-Hotel mithalten: großes Doppelbett, Fernseher, kleine Couch, gefüllte Minibar. Alles sehr hübsch und top gepflegt.
Ganz vorne auf Deck 10 befand sich die Commodore Deluxe Lounge. Hier wurden wir mit Perlwein und kleinen Snacks empfangen. Die Kühlschränke dort waren prall gefüllt mit Softgetränken und Bier. Am Kaffeeautomaten von WMF haben wir hauptsächlich heißes Wasser für Tee entnommen. Und so begann unser entspannter Reiseabschnitt: mit einer heißen Tasse Tee in den Sesseln der Lounge. Zurücklehnen und entspannen, mehr hatten wir nicht zu tun. Wir waren angekommen auf unserer Hochzeitsreise. Und eine Info vorab: Auf der Rückfahrt haben wir uns unsere Kabine, dieses Mal auf Deck 5, gar nicht erst angesehen, sondern haben direkt nach einem Upgrade gefragt und das auch bekommen 🙂
Essen an Bord
Wieder einmal gab meine Seekrankheit die Richtung vor. Nichts essen ist nicht zu empfehlen, aber zu schwer sollte die Mahlzeit auch nicht sein. Pasta aus dem Latitude Restaurant auf Deck 8 klang da sehr verlockend. Für knapp 20 €, Schiffspreise eben, bekam ich ein sehr leckeres Risotto mit grünem Spargel, Steffen gönnte sich die Pasta Carbonara. Die Pizzas, die an uns zu anderen Tischen vorbeigetragen wurden, sahen durchweg sehr gut aus, schlagen allerdings auch mit 16 € zu Buche. Das Essen war jedenfalls sehr frisch und lecker. Auf der Rückfahrt hat uns der Service ganz besonders positiv überrascht: Wir wollten gern Eis zum Nachtisch, das aber eigentlich nur auf der Speisekarte des Steak-Restaurants steht. Aber was nicht passt, wird passend gemacht und so wurde uns unser Wunsch erfüllt. An dieser Stelle ein extra Lob für den allzeit sehr guten Service an Bord.
Frühstück vom Buffet und in der Kabine
Bei unserer Buchung war das Frühstücksbuffet im Seven Seas Restaurant auf Deck 7 enthalten. Durch das Upgrade bekamen wir unser Frühstück aber gesondert auf Deck 8. Wer gelegentlich meine Hoteltests liest, weiß, dass ich ein unglaublicher Frühstücksfan bin. Das Frühstück an Bord der King Seaways ließ jedenfalls für mich keine Wünsche offen. Ob warm, kalt, süß oder herzhaft – wer hungrig vom Frühstücksbuffet weggegangen ist, hat etwas falsch gemacht.
Auf der Rückfahrt haben wir uns dann den Luxus gegönnt, das Frühstück auf die Kabine zu bestellen. Dafür mussten wir am Vorabend einen kleinen Bestellbogen ausfüllen und ein Zeitfenster benennen. Auch hierbei hat uns der Service positiv beeindruckt. Wir hatten auf dem Bestellbogen handschriftlich vermerkt, dass wir gern ein paar Cornflakes hätten, die gab es so nicht zur Auswahl, und jepp, wir haben sie bekommen. Pünktlich zur vereinbarten Zeit wurde das Frühstück auf einem großen Tablett in die Kabine gebracht und wir konnten in Ruhe in den Tag starten.
Insgesamt ist auf dem Buffet zwar mehr Auswahl vorhanden, aber so ein Frühstück am Bett ist auch etwas Feines 🙂
Unterhaltung an Bord
Ich muss zugeben, ich war ein wenig unterhaltungsträge. Auf der King Seaways gibt es eine Disko, einen Pub, zwei Kinosäle, einen Shop… – mein Unterhaltungsprogramm beschränkte sich aber darauf, beim Ein- und Auslaufen in die Landschaft zu gucken und die schönen Sonnenuntergänge und Sonnenaufgänge zu genießen. Ich muss aber dazu sagen, dass ich auf der Überfahrt nach England alle vier Stunden eine Tablette gegen Seekrankheit schluckte, weil der Seegang für meine Verhältnisse etwas zu rau war. Solche Tabletten gegen Reiseübelkeit machen leider etwas schläfrig. Auf der Rückfahrt war die See spiegelglatt und ich brauchte keine Tabletten. Umso mehr genoss ich einfach die Aussicht und vor allem die Snacks und Getränke in der Lounge.
Fazit
Auf unserer Hochzeitsfeier guckten einige Gäste leicht irritiert, wenn wir unsere Pläne für die Hochzeitsreise erzählten. Sie waren halt eher untypisch. Aber in ein Sonnenparadies fliegen und da faul am Strand liegen, ist einfach nicht unser Ding. Ein Roadtrip in Verbindung mit einer Schiffsreise passt da viel mehr zu uns. Und überhaupt ein Schiff: Steffen und ich hatten uns auf einem Schiff kennengelernt, wie sonst hätten wir unsere Hochzeitsreise begehen sollen?
Bei unserer Überfahrt mit der King Seaways rückte das Reiseziel in den Hintergrund (DFDS Seaways hat ja noch einige andere spannende Verbindungen zu bieten). Das Erlebnis an Bord, der gute Service, das Runterkommen waren entscheidend. Und ja, da musste ich Steffen zustimmen: Es fühlte sich genau richtig für eine Hochzeitsreise an 🙂
Hinweis: Unsere Fährüberfahrten mit der King Seaways waren Bestandteil der Kurzreise „Kurztrip ins Burghotel“, zu der wir von DFDS Seaways eingeladen wurden. Wie es sich in einem echten englischen Schloss schläft, könnt ihr hier nachlesen. Wir haben für die Reise einen Selbstkostenanteil von 180 € gezahlt sowie das Kabinenupgrade und die jeweiligen Abendessen. Wir bedanken uns recht herzlich bei DFDS Seaways für die großzügige und freundliche Unterstützung. Unsere Meinung bleibt davon unberührt.
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Es freut mich das ist zu einem Kabinenupdate inspirieren konnte. Und der Aufpreis lässt mich überlegen, ob ich das auch noch gelegentlich mal wieder nutze, denn die Strecke rüber nach Newcastle bin ich sicherlich nicht das letzte mal gefahren!
Tolle Eindrücke !!
Danke 🙂 Der Aufpreis war wirklich nicht zuviel und jeden Cent wert. Wir haben auch schon überlegt, wann wir die nächste Reise machen – dann aber eher als zweiwöchigen Roadtrip, für zwei Tage lohnt sich die Mitnahme vom eigenen Auto kaum.
Das sieht toll aus! Ich bin im Juni eingeladen für eine Fahrt mit DFDS nach Newcastle – das mit dem Upgrade merke ich mir, das könnte man sich durchaus mal gönnen. 🙂
Danke für deinen Kommentar. Das Upgrade lohnt sich auf jeden Fall und hat uns die Reise noch zusätzlich versüßt. Viel Spaß in Newcastle 🙂
Hallo Carolin, ich war inzwischen in Newcastle mit DFDS – und es war wunderbar.
Nur das Upgrade in die 1. Klasse hat nicht geklappt, da war alles ausgebucht. Aber wir haben die Reise auch in der „Holzklasse“ ganz gut genießen können. 😉
Hier mein Reisebericht (Teil 1 von 2): http://maraa.de/2014/newcastle-upon-tyne/
Auf so eine Kreuzfahrt hätte ich ja auch mal Lust. Hach.
Dein Bericht hört sich klasse an. Umso mehr bin ich traurig, dass bei uns die Commodore Suiten ausgebucht waren und wir nicht upgraden konnten. Aber du hast recht: es gibt soviele tolle Ziele bei DFDS…ich überlege schon wann ich so eine MiniKreuzfahrt nochmal machen könnte 😉
Liebe Grüße Katrin
Moin Katrin,
auch ohne den Luxus einer Suite war deine Reise hoffentlich angenehm. Es gibt an Bord der Schiffe ja genug zu tun und zu entdecken 🙂
Ich bin gespannt, wo es dich als nächstes hinzieht. Meine nächste Mini-Kreuzfahrt geht nach Oslo. Ich weiß zwar noch nicht, wann, aber es wird bestimmt toll.
Viele Grüße, Carolin
Hallo Carolin!
Wie ist das genau mit den Getränken? Kann man ein Getränkpaket buchen? Und was war genau in dem upgrade enthalten?
Vielen Dank und viele Grüße
Maria