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Hinter den Kulissen

Der Barock-Saal des Teatru Manoel in Valletta, Malta

„Maybe, in some years, we can offer underground tours. The tunnels are going all along under the city.“ Die Dame, die gerade über Führungen im Untergrund Vallettas nachdenkt, ist Josette Portelli, Mitarbeiterin im Teatru Manoel in Valletta. Wir stehen mit ihr unter dem Theater im Keller. Ohne Licht, nur von unseren Smartphones beleuchtet, breitet sich vor uns ein weit verzweigtes Tunnelnetz aus. Wenn wir dieses erkunden wollen würden, müssten wir wohl einen Ariadne-Faden spannen, um auch wieder zurück zu finden. Ansonsten wären wir wohl in diesem Labyrinth verloren. So wagen wir uns nur einige Räume weit vor, immer die Tür zum Theater im Blick. Aber Josette passt schon auf, dass wir nicht verloren gehen.

Auf dem Programm für unseren ersten Tag auf Malta stand eine Stadtführung in Valletta. Unser Guide für diesen und die nächsten Tage ist Emanuel Curmi, der uns enthusiastisch und manchmal auf verschlungenen Wegen über die Insel führt und viel Wissenswertes erzählt. Uns hinter eigentlich verschlossene Türen zu führen, scheint ihm eine besondere Freude zu machen. So durften wir mit seiner Hilfe schon einen Blick in die Nationalbibliothek Maltas werfen. Im Lesesaal stehen bis unter die Decke alte Buchbände dicht an dicht in Regalen und verströmen den Hauch der maltesischen Geschichte. In dem imposanten Raum herrscht eine ruhige, arbeitssame Stille – geradezu ehrfürchtig angesichts der Bücher. Mich würde es nicht wundern, wenn die Bücher jeden Moment zu Staub zerfallen würden, so alt und zerbrechlich erscheinen sie mir. Mit diesen Eindrücken treten wir wieder in die Straße Vallettas, in denen sich uns schon kurz danach die nächste Tür öffnet. Denn ehe wir uns wieder richtig an die Mittagshitze in Valletta gewöhnen können, stehen wir auch schon im Teatru Manoel.

Deckengestaltung im Barock-Saal des Teatru Manoel in Valletta, Malta

In dem ca. 280 Jahre altem Theatersaal lassen wir uns von gold-umfassten Logen und großen Kronleuchtern beeindrucken. Aus dem angeschlossenen Museum, das Kostüme ausstellt und die Theatergeschichte darstellt, stößt schließlich Josette Portelli zu uns – eine Dame von etwa 50 Jahren, im makellosen Kostüm und ohne den Hauch einer Schweißperle. Ihr ganzes Auftreten hat etwas Künstlerisches und die Liebe zu „ihrem“ Theater klingt in jedem Wort mit. Kurzum: Sie gehört einfach in dieses Haus und einer Einladung zu einer Backstage-Führung können wir gar nicht widersprechen.

Das Treppenhaus des Teatru Manoel in Valletta, Malta Am Orchestergraben vorbei führt Josette uns auf die Bühne, von wo wir den Saal und die Logen gut überblicken können. Das Teatru Manoel ist mit 600 Plätzen nicht besonders groß, dafür aber wunderschön. Von der Bühne geht es mit dem Lastenaufzug aufs Dach des sechsstöckigen Gebäudes, in dem neben dem Museum auch Probenräume, noch eine kleinere Bühne und 6000 Kostüme untergebracht sind. Ich sehe förmlich vor mir, wie die Künstler nach einer gelungenen Premiere auf der Dachterrasse anstoßen. Doch wir sind nicht zum Feiern im Theater – unsere Party folgt erst später. Wir wagen noch einen Blick unter die Bühne.

Unter der Bühne befindet sich ein riesiger, noch mit Wasser gefüllter, Brunnen, der mit Holzbohlen abgedeckt ist. Diesem Brunnen verdankt das Teatru Manoel seine hervorragende Akustik, die Besucher zum Beispiel beim jährlich stattfindenden Barock-Festival genießen können. Ich bin kurz versucht, ein Liedchen anzustimmen, aber ohne meinen Chor halte ich mich doch vornehm zurück.

Stattdessen verschlägt es uns noch in die Katakomben. Das Tunnelsystem, das sich unter den Straßen und Palästen Vallettas erstreckt, stammt aus der Zeit der Johanniter. Es gibt Vermutungen, dass es zur Wasserver- bzw. Abwasserent-Sorgung gebaut wurde. Aber auch über Geheimgänge zum Palast des Inquisitors wird spekuliert.

Der Barock-Saal des Teatru Manoel in Valletta, Malta

Wir spekulieren aber nicht über die Vergangenheit, sondern stellen Überlegungen zur zukünftigen Nutzung an. Untergrund-Führungen werden schließlich erfolgreich in anderen Städten angeboten, warum also nicht auch in Valletta. Aber Josette meint, dass solche Ideen wohl noch einige Jahre bis zur Umsetzung brauchen. Sie ist erst einmal froh darüber, dass sie ihr Theater mit öffentlichen Mitteln und privaten Spenden renovieren konnte, alles andere ist da nachrangig. Und ehrlich? Eine Dame wie Josette Portelli gehört nicht in den Untergrund. Im barocken Saal des Teatru Manoel ist sie genau richtig.

Hinweis: Die Reise wurde komplett von L’TUR Lastminute gesponsert, unter Beteiligung des Hotels Golden Tulip Vivaldi in St. Julians. Meine Meinung bleibt davon unberührt.

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4 Kommentare

  1. Sieht optisch richtig toll und glamourös aus! Die Kellerräume und Kanäle klingen wirklich dann nach einem Kontrast Programm 🙂 Liebe Grüße aus München, Vanessa

    • Carolin sagt

      Glamourös trifft es ganz gut. Ich stelle mir gerade ein Foto Shooting für Haute Couture vor. Da kämen bestimmt beeindruckende Bilder heraus.
      Wir sahen eher sportlich aus, umso schöner war der Anblick von Josette in diesen Räumlichkeiten. Den gibt’s aber nicht auf Foto. Dafür muss man schon selbst nach Malta reisen 😉

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