Der Schweiß steht mir auf der Stirn, mein Herz schlägt wie wild, Tränen schießen mir in die Augen – da ist sie also, die Panikattacke, ausgelöst durch einen Blick in 24 m Tiefe. 24 m Höhenunterschied sind nun wahrlich nicht besonders viel. Am Preikestolen im vergangenen Jahr habe ich 600 m tief in den Fjord geschaut. Aber ich hatte mehr Vertrauen in den über Jahrtausende entstandenen Fels als jetzt in die schmalen Treppen hinab in den Alten Elbtunnel. Mantramäßig erinnere ich mich daran, dass ich unbedingt hier hinab wollte, niemand zwingt mich. Der Alte Elbtunnel passt gut zu meiner Fotochallenge zum Thema „Urbex/Lost places“, auch wenn er längst nicht so vergessen ist wie andere Orte. Und es hilft ja nix: Der Fahrstuhl für Fußgänger und Fahrräder ist voll und so bleibt nur die schmale Treppe für den Abstieg.
Mit der Hand fest am Geländer taste ich mich Stufe für Stufe hinab. Andere Besucher werfen mir mitleidige Blicke zu. Aber ich konzentriere mich einfach auf den nächsten Höhenmeter. Schon auf halbem Weg weiß ich, dass ich am nächsten Tag tierischen Muskelkater haben werde, weil ich total angespannt und verkrampft bin. Aber weiter geht’s: Ich möchte meinen inneren Schweinehund überwinden. Es dauert dann auch gar nicht so lange und ich stehe am Fuß der Treppe und blicke in die Tunnelröhre.
Und dann weiß ich auch wieder, warum ich unbedingt hierher wollte: Der Alte Elbtunnel ist wunderschön anzusehen und ein Abenteuerspielplatz für Groß und Klein. Hier unten vergesse ich auch meine Höhenangst, blicke hinauf in die Kuppel und werfe einen Blick auf die Auto-Fahrstühle, die derzeit aufgrund von Bauarbeiten außer Betrieb sind. Und so tummeln sich an diesem Sonntagnachmittag nur Fußgänger und Radfahrer in der Tunnelröhre und bahnen sich ihren Weg von St. Pauli hinüber auf den Steinwerder.
Auf der anderen Seite angekommen sause ich mit dem Fahrstuhl hinauf und genieße dann vom Steinwerder die Aussicht hinüber zur Innenstadt und den Landungsbrücken. Der Schaufelraddampfer startet gerade eine neue Tour und über der Hafencity lässt sich ein kleiner Regenbogen blicken. Apropos Regen, der setzt gerade wieder ein, was ein gutes Signal für den Rückweg ist. Jetzt heißt es also aufs Neue hinabsteigen. Meine Angst habe ich aber inzwischen im Griff. Nachdem ich den ersten Abstieg gemeistert hatte, komme ich jetzt schneller voran und schaffe es sogar, wenigstens ein Foto von oben zu schießen. Die Tunnellänge von etwa 420 m ist schnell durchschritten und so stehe ich schon bald wieder oben in St. Pauli. Der Regen hat sich inzwischen auch wieder verzogen und so kann ich diesen Sonntagsausflug in Hamburg trockenen Fußes und Hauptes fortsetzen.
Der Ausflug in den Alten Elbtunnel hinab hat sich jedenfalls schon einmal gelohnt. Es hilft halt doch, seine Ängste zu überwinden und neues zu wagen. Sonst verpasst man die tollsten Dinge im Leben. Den Alten Elbtunnel hätte ich nicht verpassen wollen.
Infos:
Der Nordeingang zum Alten Elbtunnel befindet sich unmittelbar an den St. Pauli Landungsbrücken. Der Südeingang liegt auf der Elbinsel Steinwerder. Der Tunnel ist ganzjährig für Fußgänger und Radfahrer kostenfrei zu benutzen – lediglich in der Silvesternacht ist er gesperrt. Aufgrund von Bauarbeiten an den Tunnelröhren kann der Elbtunnel derzeit nicht von PKW benutzt werden. Dank des Personenaufzugs ist der Alte Elbtunnel barrierefrei nutzbar. Weitere Fakten findet ihr in dem Artikel der Wikipedia.
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Update 25.03.2014:
Dank Jessis Kommentar kenne ich auch ihren Beitrag zum Elbtunnel. Sie zeigt euch den Elbtunnel in einem schönen Video. Schaut rein 🙂
Schön, dass du dich getraut hast! Ich finde den Tunnel unglaublich faszinierend und empfehle ihn jetzt jedem, der nach Hamburg fährt. Kennst du mein Video zu Tunnel?
Liebe Grüße
Jessi
Danke Jessi, jetzt kenne ich dein Video, sehr schön 🙂
Oh, vielen Dank! 🙂
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