„Lass‘ uns mal ins Café Prückel gehen. Das hat Gabriela mir empfohlen. Dort gibt es bestimmt Marillenknödel“, sprach Elke, schwang sich auf ihr Leihrad, um schon einmal vorzufahren, während ich den Weg zur U-Bahn einschlug. Elke war auf der Jagd, auf der Jagd nach Marillenknödeln.
Während wir noch bei Pommes und Limo im Bundesbad an der Alten Donau saßen, meinte sie schon, wir müssten noch Marillenknödel essen. Marillenknödel, so so. Noch nie gehört. Ich meine, ich kannte Knödel. Und ich wusste, dass Marillen bei uns Aprikosen heißen. Aber Marillenknödel? Wenn Elke meinte, wir müssten die unbedingt essen, werden die schon gut sein. Elke hatte immerhin mehr Wien-Erfahrungen aufzuweisen als ich. Nun denn.
Erste Station der Jagd nach Marillenknödel war der Naschmarkt. Leider waren wir schon sehr spät dran und die Stände waren bereits geschlossen. In den noch geöffneten Cafés und Bistros waren keine Knödel auszumachen. Also, weiter zum Café Prückel. Auch hier: sehr viele leckere Speisen, aber eben keine Marillenknödel.
Neuer Plan: Am Abend im Hotel per WLAN Marillenknödel suchen und sich für Sonntag verabreden. Na, daraus wurde nichts.
Am Sonntag saß ich dann ohne Elke mit Doris und Reisebloggerin Gudrun in der Meierei am Prater. Und da waren sie, also in der Karte, klar und deutlich stand da „Marillenknödel“, wahlweise einer oder zwei. Ich also den Kellner heran gewunken und gefragt, wie groß denn so ein Knödel sei, dass es einen oder zwei zur Auswahl gäbe. „Faustgroß“, kam als Antwort zurück und dass mir einer schon reichen würde. Ich bin dann der Empfehlung des Kellners gefolgt und freute mich auf meinen Marillenknödel. Doch dann, Pustekuchen: „Es tut mir leid, aber wir haben heute keine Marillenknödel. Aber einen Eis-Marillenknödel von Tichy kann ich Ihnen bringen.“ Ein kurzer fragender Blick von mir zu Gudrun und Doris und der Eis-Marillenknödel war bestellt.
Wien hat eine wahre Speiseeis-Kultur und Tichy gehört mit zu den traditionsreichsten Eissalons der Stadt. Der Eismarillenknödel wurde 1967 von Kurt Tichy erfunden und ist seitdem in vielen Geschäften zu kaufen.
Der Eismarillenknödel ist eine Kugel Vanilleeis mit einer Aprikose gefüllt und mit einer Nuss-Zucker-Mischung ummantelt. Durchaus lecker, aber eben doch nicht ganz vergleichbar mit warmen Marillenknödeln. Mein Gefühl sagte mir aber, näher würde ich heute nicht mehr an einen Marillenknödel kommen.
Mein Gefühl wusste in dem Moment aber nicht, dass ich einem letzten Tipp von Gudrun folgen würde und mich mal bei den Gastroständen am Rathausplatz umsehen würde. Am Rathausplatz werden im Sommer Musikfilme Open Air gezeigt. Dazu gibt es einige Stände mit Essen und Getränken, die auch schon tagsüber geöffnet haben.
Just in dem Moment, als ich aus der U-Bahn am Rathausplatz stieg, brach ein Gewittersturm über Wien herein. Ich flüchtete mich unter die Rathausarkaden und wartete dort auf Wetterbesserung. Ich konnte das Essen sehen und riechen, aber ich kam einfach nicht hin. Na ja, so eine Zwangspause ist nicht das Schlechteste und zum Glück war es nicht kalt. Und eigentlich war es auch recht hübsch.
Nach etwa einer Stunde ließ der Regen nach und mein Magen meldete sich mit Hunger, den auch Marillenknödel nicht hätten befriedigen können. Ein Stand mit Burgern war meine erste Anlaufstelle. Leider waren die Kartoffelspalten dazu viel zu fettig und ich hatte auch insgesamt schon leckerere Burger gegessen. „Der Hunger treibt’s rein“, pflegt meine Mutter in solchen Situationen zu sagen. Während ich etwas lustlos auf meinem Burger rum kaute, nahm am Nebentisch ein junges Paar Platz. Und was hatte der Herr auf seinem Teller? Sollten das tatsächlich Marillenknödel sein? Zum Glück bin ich nicht allzu schüchtern: „Entschuldigen Sie bitte, sind das Marillenknödel?“ – „Ja.“ – „An welchem Stand gibt es die denn?“ – „Da drüben beim Kaffeehaus.“ – „Vielen Dank.“
Das einzige, was mich jetzt noch von den Knödeln trennte, war mein vom Burger gefüllter Magen. Aber ich hatte ja noch etwas Zeit und habe daher einfach noch eine Runde um den Block gedreht. Und dann gab es kein Zögern mehr. Beim Kaffeehaus-Stand vom Stadtheuriger Gigerl (sonst Rauhensteingasse 3, 1010 Wien) orderte ich meine Marillenknödel und saß kurze Zeit später vor meinem dampfenden und nach Aprikosen duftenden Teller. Und was soll ich sagen? So Marillenknödel sind schon was Feines. Der leckere Teig mit den Bröseln, dazu die warmen Aprikosen. Herrlich. Jetzt wusste ich auch, warum Elke unbedingt welche Essen wollte. Schade nur, dass sie dieses Highlight verpasst hat und schon im Flieger nach Hause saß. Aber Elke, wir schaffen das noch, mit dem gemeinsamen Marillenknödel-Essen. Und wenn ich uns welche selbst machen muss. Ein Rezept habe ich schon rausgesucht 🙂
So, meine Jagd nach Marillenknödeln, die ja eigentlich Elkes war, kam also zu einem erfolgreichen Abschluss. Gibt es Wien-Kenner unter euch, die wissen, wo es diese schmackhaften Teile noch gibt? Das macht den nächsten Wien-Besuch um einiges einfacher. Her mit euren Tipps – direkt in die Kommentare. Vielen Dank 🙂
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Mein Aufenthalt in Wien wurde von Wien Tourismus mit einem Schitzelgutschein und einer Wien-Karte für 72 Stunden unterstützt. Meine Meinung bleibt davon unberührt.
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