Felskanzel, Beichtstuhl, großer platter Stein – solche Namen trägt der Preikestolen als Zusatz oder Umschreibung. Majestätisch thront er 600m über dem Lysefjord. Und da sollte es nun für uns hinauf gehen. Ich muss dazu sagen, dass ich unter schrecklicher Höhenangst leide und schon einmal beim Anblick des Eiffelturms eine Panikattacke bekommen hatte. (Keine Sorge, Jahre später habe auch ich es auf die Spitze geschafft.) Aber ich wandere gern und lasse mich gern auf neue Herausforderung ein. Also, hoch mit uns.
Im Anschluss an die Feierlichkeiten zum norwegischen Nationalfeiertag sind wir von Stavanger aus mit der Fähre nach Tau gefahren und schließlich über Jorpeland zur Fjellstue, der Jugendherberge am Ausgangspunkt zum Preikestolen. Die Jugendherberge besteht aus einem sehr großen neuen Haupthaus und einigen wesentlich älteren und kleineren Hütten. Wir waren im sogenannten Wanderheim untergebracht. Ein Blick in unser 8 qm kleines Zimmer hat uns gleich verraten, dass wir in dem Zimmer nur schlafen würden. Es war nicht dazu geeignet, sich darin länger aufzuhalten. Aber dazu waren wir ja auch nicht zum Preikestolen gekommen. Wir wollten ja schließlich die Felskanzel erklimmen.
Und so machten wir uns hochmotiviert gegen 18 Uhr tatsächlich noch auf den Weg zum Gipfel. (Hm, Gipfel passt bei der glatten Fläche nicht unbedingt, aber mir fällt gerade nichts besseres ein.) Der erste Wegabschnitt besteht aus einem Schotterweg, der aber schnell in größere Steinbrocken übergeht und auch über hochmooriges offenes Gelände führt. Den Wechsel der verschiedenen Untergründe und auch Steigungsstufen mag ich sehr. Das macht die Wanderung abwechslungsreich und auf den ebenen Abschnitten ist Zeit zur Erholung.
Da wir recht spät losgelaufen sind, folgten uns keine Wanderer mehr nach. Uns kamen nur noch Personen von oben entgegen. Leicht irritiert waren wir, als uns eine größere Gruppe Sherpas entgegen kam. Schilder und eine Nachfrage bei der norwegischen Tourismusbehörde (Vielen Dank an Annika und Hilke für die freundliche Auskunft) klärte uns auf: Die Sherpas arbeiten am Berg, um den Weg zu befestigen und für die Wanderer sicherer zu machen. An etlichen Stellen konnten wir sehen, wie sie z.B. Steine so neu anordnen, dass natürliche Treppen entstehen. Das wird den Aufstieg zum Preikestolen sicher leichter machen, wobei ich ihn als geübte Wanderin nicht übermäßig schwierig fand. Da hatte ich schon schlimmeres erlebt 😉
Nach zwei Stunden Aufstieg hatten wir es jedenfalls geschafft: Wir schauten von erhöhter Stelle auf den Preikestolen herunter. Mein erster Gedanke war: ganz schön klein. Dieser Eindruck war aber wohl der Tatsache geschuldet, dass die Kanzel menschenleer war. Mein Freund, der als Alpinist ziemlich angstbefreit ist, ließ sich nicht lange aufhalten und erkundete den Rand des Felsen und auch die riesigen Spalten, während ich aus sicherer Entfernung Fotos machte. Und da wirkte der Fels dann schon um einiges mächtiger. Erst recht, da ich weiß, dass mein Freund mit fast 1,90 m Körpergröße kein Zwerg ist.
Nach seiner Fotosession habe auch ich mich vorgewagt und ich muss sagen: Wenn man erst einmal auf dem Felsen steht, macht er einen sehr stabilen Eindruck, sodass meine Ängste zwar nicht ganz verflogen sind, sich aber arg zurückgehalten haben. Und ja, ich habe mich, auf dem Bauch liegend, an die Kante gerobbt und heruntergeschaut. Mich an die Kante setzen und die Füße über dem Fjord baumeln lassen, würde mir aber im Leben nicht einfallen. Dafür war es auch viel zu windig.
Nachdem wir ausreichend Beweisfotos geschossen hatten, ging es auf den Rückweg. Zum Glück wurde es erst nach 22 Uhr dunkel, sodass wir uns noch am See vor der Jugendherbe sitzend bei Tageslicht mit Keksen belohnen konnten.
(Hinweis: Die Ovomaltine-Kekse habe ich zusammen mit weiteren Produkten in einer Aktion für Blogger gesponsort bekommen.)
Die Übernachtung in der Jugendherberge ist zwar vergleichsweise teuer (80 Euro für ein winziges Zimmer, dafür mit Frühstück für zwei Personen), aber gibt mehr zeitlichen Spielraum. Wer spät aufbricht wie wir oder aber früh morgens, geht den großen Wandermassen aus dem Weg und kann den Berg in Ruhe genießen.
Und ein Genuss war es: Einfach nur traumhaft schön und idyllisch. Fast schon klischeehaft kitschig, aber das muss ja nichts schlimmes sein 😉
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